Demba aus Gambia
Ich möchte an dieser Stelle von unserem Auszubildenden zum KFZ-Mechatroniker in Stavenhagen berichten und welch langer Weg es für ihn bis dahin war.
Für Demba war die Schulbildung als Sohn eines Erdnussbauern in Gambia nach der Grundschule beendet, da die High-School zu teuer für die Familie mit mehreren Kindern war. So beschloss er, ein wenig Geld zu sparen und woanders weitere Bildungsmöglichkeiten zu finden. Mit einem Bekannten wollte er nach Libyen. Sein Vater verkaufte sogar einen Teil seines Landes, um ihm umgerechnet 100,-€ mitgeben zu können. So begann er mit dem Bekannten, ein wenig Geld in der Tasche und mit gerade 15 Jahren eine weite Reise, die ihn weiter bringen sollte, als geplant.
Auf dem Weg nach Libyen wurden sie in Mali festgenommen und alles, bis auf die Kleidung und den Ausweis, wurde ihnen abgenommen. Das hart ersparte Geld war somit schneller weg als erhofft. Erst nach einem Monat konnten sie ihre Reise über Niger fortsetzen. Endlich in Libyen angekommen, war sein Reisebegleiter nur kurze Zeit getrennt unterwegs, als Demba die Nachricht erhielt, dass er erschossen wurde. Völlig alleine in einem fremden Land, ohne die Sprache richtig zu beherrschen und ohne Geld wollte er nur noch nach Hause.
Dies versuche er über Algerien, doch es war nicht möglich, da alle Grenzen geschlossen waren. Dort traf er andere Suchende, die ihn in der Hoffnung auf Arbeit mit nach Marokko nahmen. Demba fand sich in einer Art Arbeitslager wieder, wo er für seine Unterkunft arbeiten musste, aber kein Geld bekam. Diese Zeit dort beschrieb er als die schlimmste auf seinem Weg, da er dort dem Tod sehr nah war und ihm täglich begegnete. Er konnte dort nicht bleiben und „entkam“ mit einigen anderen auf die spanische Seite von Marokko, über unter Strom gesetzte Stacheldrahtzäune. Diesen Weg haben sie mehrmals auf sich genommen, um Arbeit zu finden bis Demba verletzt und völlig erschöpft einfach liegen blieb.
Von der Polizei aufgegriffen kam er für 3 Monate in eine Flüchtlingsunterkunft nach Barcelona. Danach saß er wortwörtlich 2 Monate auf der Straße, bis ihm Maria half. Unter ihrem Appartement nächtigte er oft, sie hatte Mitleid und besorgte ihm ein Busticket nach Berlin. Er hat noch heute Kontakt zu ihr.
Dort endete seine Reise, ohne Nahrung und Ausweis, in einem Camp am Oranienplatz im Dezember 2013. Von nun an ging es bergauf und er meldete sich ordentlich an und kam in eine bessere Unterkunft. 2 Jahre waren seit seinem Aufbruch vergangen, in denen er seine Familie kein einziges Mal sprechen konnte. Seine Mutter war vor Freude ihn zu hören so überwältigt, dass sie umfiel. Erst jetzt erfuhr er, dass er sich auch durch Kriegsgebiete bewegt hatte.
In einer Jugendeinrichtung lernte er eine junge Frau kennen, die dort ehrenamtlich mithalf. Sie lernten sich kennen und lieben und als ihm die Ablehnung des Asylantrags drohte, wollte sie ihn nicht mehr gehen lassen und sie organisierten alles für ihre Hochzeit. So konnte er bleiben und erhielt auch endlich die Bildung, für die er sich eigentlich mal auf den Weg gemacht hatte. Er ging in Berlin zur Schule und erwarb den mittleren Schulabschluss, mit guten Ergebnissen. Sein Wunsch war es, eine Ausbildung zum Mechatroniker oder Elektriker zu machen, so wie sein älterer Bruder. Auf der Suche nach einem weltoffenen Unternehmen, traf er auf einer Jobmesse auf KP Logistik.
Nach diesem ersten Kennenlernen war er so begeistert, dass er sogar den Wohnort wechselte und andere Angebote in Berlin ablehnte. Wir unterstützten ihn dabei und nun ist er in unserer Azubi-WG in Stavenhagen untergekommen. Dort ist er nach eigener Aussage mehr als glücklich. Ihm gefällt die Arbeit, bei der er täglich etwas dazu lernt; die Kollegen und auch seinen Meister mag er sehr. Zudem haben ihn die Kollegen sehr gut aufgenommen und bereits vollständig in das Team integriert. Er ist an seinem Ziel angekommen und träumt nun davon, auch den LKW Führerschein zu erwerben. Dabei helfen wir ihm doch gern!